Maulbeerbaum2013
Aus Grundschule Wendisch-Evern
Der Sandboden zwischen Grundschule und Alter Schule ist zur Zeit übersät mit schwarzen Beeren. Wie große Brombeeren sehen sie aus. Unzählige Insekten saugen den süßen Saft und ein Drosselpaar füttert seine zweite oder dritte Brut damit. Nur wenigen Wendisch Evernern war bewusst, dass der große Baum an der Nordostecke der Grundschule ein Schwarzer Maulbeerbaum und damit eine große Rarität in unserer Gegend war.
Nun musste er leider fallen, denn nachdem beim letzten Gewitter ein großer Ast abgebrochen war, bestand die Gefahr, dass noch weitere Äste den kommenden Stürmen nicht standhalten. "Ältere Verletzungen haben dazu geführt, dass Pilze in den Stamm gewandert sind und ihn von innen zerstört haben." erläutert Gemeindedirektor Rainer Sievers. "Der Baum war nicht mehr sicher. Herunterstürzende Äste hätten Schulkinder gefährden können." Am Stumpf des Baumes ist aber schon jetzt ein kleiner Austrieb zu erkennen und so hofft man, dass sich daraus wieder ein vollständiger Baum entwickelt.
Der jetzt gefällte Schwarze Maulbeerbaum wurde wohl gepflanzt, als kurz vor dem 2. Weltkrieg am Südgiebel der jetzigen "Alten Schule" eine Hecke von weißen Maulbeeren gesetzt wurde. Deren Blätter dienten damals als Futter für Seidenraupen. Die Naturseide aus deren Kokons wurde damals für die Herstellung von Fallschirmen genutzt und alle Schulen waren gehalten, Seidenraupen zu züchten. In der Schulchronik findet sich dazu ein Eintrag des damaligen Lehrers Wittmann am 15. Juni 1940: "Die Seidenraupenzucht-Periode beginnt. Die Knaben haben ein Zuchtgestell gezimmert, das in der Klasse Aufstellung fand. 1 g Brut wurde ausgelegt. In diesem Jahr übernahmen die Kinder restlos die Betreuung." Die Blätter des jetzt gefällten Baumes waren für die Seidenraupenzucht allerdings nicht geeignet. Seine schwarzen Früchte lassen sich aber gut trocknen oder zu Marmelade verarbeiten.
Text und Bilder von Johann Leupold
Bildergalerie vom Wolfsprojekt
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